Der gebürtige Wiener Walter Schwimmer hat wesentliche politische Spuren in seiner Vaterstadt wie auch in der Bundespolitik hinterlassen. Der Jurist war seit 1971 Mitglied des österreichischen Nationalrats und von 1999 bis 2004 Generalsekretär des Europarats.
Schwimmer war als Sohn eines Bäckers und einer Verkäuferin mit den Lebensrealitäten von Gewerbetreibenden und Angestellten bestens vertraut. Nach der Matura studierte er Rechtswissenschaft an der Universität Wien. Dort promovierte er im Jahre 1964, wurde Rechtsberater der Gewerkschaft der Privatangestellten beim Österreichischen Gewerkschaftsbund. 1971 wechselte er zunächst als Leiter des Sozialen Ausschusses und später des Politischen Ausschusses zum ÖAAB. 1979 wurde er Leiter der Beitragsabteilung der Wiener Gebietskrankenkasse. Von 1984 bis 1999 war er ihr Generaldirektor.
Seinem Wiener Heimatbezirk, der Leopoldstadt, fühlte sich Walter Schwimmer sein ganzes Leben lang eng verbunden. Seit seiner Studienzeit Mitglied der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) wurde er 1971 in den Nationalrat gewählt. Schwimmer gehörte dem Nationalrat bis 1999 in acht aufeinanderfolgenden Legislaturperioden an. Er war stellvertretender ÖVP-Fraktionsvorsitzender, Vorsitzender der Ausschüsse für Gesundheit, für Justiz und für Bauten sowie stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für soziale Angelegenheiten.
Schwimmer gehörte seit 1991 der österreichischen Delegation bei der Parlamentarischen Versammlung des Europarats an, wurde dort 1996 Vorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei-Christdemokraten, Vizepräsident der Versammlung, stellvertretender Vorsitzender des Rechts- und Menschenrechtsausschusses, Vorsitzender des Unterausschusses für internationale Wirtschaftsbeziehungen.
Im Juni 1999 wählte ihn die Parlamentarische Versammlung als Nachfolger des Schweden Daniel Tarschys zum Generalsekretär des Europarats. Schwimmer hat das Amt im Jahre 2004 abgegeben. Schwimmer war als Berater für Internationale Beziehungen und Europafragen, sowohl für Regierungen als auch für Unternehmungen tätig. Er engagiert sich ehrenamtlich für den Dialog der Kulturen und war u. a. seit 2004 Generalsekretär der Maison de la Méditerranée-Fondazione Mediterraneo in Neapel, war Vorsitzender des Internationalen Koordinationsausschusses des World Public Forum-Dialogue of Civilizations (Wien) und war Mitgründer und Aufsichtsratsmitglied des in Berlin ansässigen Dialogue of Civilizations Research Institute sowie Präsident des European Democracy Forum (Strassburg).
Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit wandte sich Schwimmer der Geschichte Wiens, den Veränderungen, aber auch dem Fortbestehen kultureller Merkmale innerhalb der Wiener Bevölkerung zu. Er schrieb Bücher über historische Epochen, die für ihn untrennbar mit Wien und seiner Geschichte verbunden waren. Im Besonderen widmete er sich dem jüdischen Erbe Wiens und dem Schicksal jüdischer Bewohner im 20. Jahrhundert.
Zeitzeugengespräch mit Walter Schwimmer
Dem Karl von Vogelsang-Institut stellte er sich vor zwei Jahren als Zeitzeuge zur Verfügung. Im Gespräch mit Präsident LH a.D. Univ.-Prof. Dr. Franz Schausberger und Vizepräsidentin Univ.-Prof. Dr. Anita Ziegerhofer reflektierte Walter Schwimmer über Meilensteine in seinem politischen und privaten Leben. Sie können dieses Interview als einen seiner letzten öffentlichen Auftritte hier abrufen.
