Vortrag Univ.-Prof. Dr. Larry Wolff, Donnerstag, 19. April 2012

Galizien zwischen Naturgeschichte und Nationalgeschichte

Univ.-Prof. Dr. Larry Wolff (New York University) stellte in seinem Vortrag die Entwicklung des früheren k.u.k. Kronlandes Galizien in den Mittelpunkt. Die Herkunft des Namens erscheint nicht klar gesichert und stellte eine künstliche Bezeichnung des neu geschaffenen Kronlandes dar. Gänzlich künstlich geschaffen von der österreichischen Verwaltung im Jahre 1772, entwickelte sich Galizien zu einem Modell im Zusammenleben unterschiedlicher Ethnien und kultureller  Vermischungen. Der Titel des Abends „Galizien zwischen Naturgeschichte und Nationalgeschichte“ wurde von Prof. Wolff anhand von zum Teil humorvollen und lebendigen Beispielen erläutert. Erst über eigenständige, zum Teil semi-wissenschaftliche Arbeiten über die Tier- und Pflanzenwelt Galiziens war es ab Ende des 18. Jahrhundert möglich geworden, ein eigenständiges Nationalbewusstsein des Landes und seiner Bewohner auszuformen.

Obwohl Galizien bis zum Ende der Monarchie im Vergleich zu anderen Kronländern nur einen bescheidenen Wohlstand erreichte, war doch ein Mythos entstanden, der sich in den beiden großen Städten des Landes, Krakau und Lemberg, in urbaner Hinsicht manifestierte. Mit dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 verschwand auch Galizen wieder von der politischen Landkarte Europas und wurde aufgeteilt zwischen Polen und der Sowjetunion.

Prof. Wolff wurde 2012 für seine Arbeit „The Idea of Galicia“ vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung mit dem „Karl von Vogelsang-Staatspreis“ ausgezeichnet, der am Freitag, 20. April im Bundesministerium verliehen wurde.

In einem dem Vortrag angeschlossenen Kommentar von Univ.-Prof. Dr. Alois Woldan (Universität Wien) wurden zahlreiche Aspekte aus der Sicht eines prominenten Slawisten weiter angesprochen und vertieft. Daran schloss sich noch eine mehr als dreißigminütige Diskussion zwischen Referenten und Publikum an.

Über 150 Personen verfolgten diesen kurzweilen Abend, den der Gastgeber Dr. Helmut Wohnout als Geschäftsführer des Vogelsang-Instituts  in seinem Schlusswort, einen kleinen, doch durchaus beabsichtigten „sidestep“ gegenüber früheren Vogelsang-Veranstaltungen nannte.

v.l.n.r.: Der Referent des Abends Univ.-Prof. Dr. Larry Wolff gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Instituts Priv.-Doz. Dr. Helmut Wohnout