Ministerpräsident a.D. Dr. Bernhard Vogel: Christdemokratie und Europäische Integration

Am 12. Oktober  referierte Dr. Bernhard Vogel, deutscher Ministerpräsident a.D., in der Politischen Akademie bei einer Kooperationsveranstaltung von Karl von Vogelsang Institut und politischer Akademie zum Thema Christdemokratie und Europäische Integration. Im Laufe seines Vortrages reflektierte er über die Anfänge der Christdemokratie nach dem Zweiten Weltkrieg und jene der EU. Die EU bildete die notwendige Grundlage für die spätere Wiedervereinigung Deutschlands.

Ein neuer Parteientyp entsteht
Mit dem Ende des 2. Weltkriegs etablierten sich, so Vogel, vielerorts neue christliche Organisationen. Alle mit dem Anspruch etwas neues zu schaffen. In Deutschland gründete sich die CDU, in Österreich die ÖVP und in Italien die Democrazia Christiana. Sie alle kreierten einen neuen Parteityp. Eine Partei fernab von Klassenzwang und offen für alle Schichten des Volkes, eben eine echte Volkspartei. Der Zuspruch war enorm, weswegen sich christdemokratische Parteien bald in einer Regierungsverantwortung wiederfanden. Andere hingegen, v.a. jene im Osten Europas wurden in den Untergrund gedrängt. In Folge dessen wurde auch bald der Ruf nach einem vereinten Europa der westlicher Staaten laut, eine Gemeinschaft, die vor der drohenden Gefahr aus dem Osten, dem Kommunismus, schützen sollte, frei nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“.

„Vereinigung vor Einheit“
Die Baumeister der Europäischen Union, Alcide De Gasperi, Robert Schumann und Konrad Adenauer schufen mit dieser Vereinigung, den Beginn machte die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ( EGKS), ein beispielloses Konstrukt, dass als Friedensprojekt begonnen hatte und heute im weiteren Sinn eine Überlebenschance darstellt. Lebte früher noch ein Großteil der Menschen in Europa, sind es heute schon um vieles weniger und in Zukunft werden es noch weniger werden. Um aber weiter unsere Interessen vertreten zu wissen, brauchen wir die EU, denn „nur gemeinsam haben wir in der Welt von morgen eine Chance“, so Vogel. Kritisch kommentiert wurde der Vortrag von Prof. Dr. Michael Gehler, Universität Hildesheim, der zudem die wissenschaftlichen Aspekte der an der EU entstandenen Skepsis erörterte: „Politik und Kirche sollten nicht um ihrer Selbstwillen da sein, sie sollten wieder dienen“.