Edda Egger (1910-1993)

(Dieser biographische Text ist einer umfangreichen Biographie[1] von Univ.-Prof. Dr. Anita Ziegerhofer, Universität Graz und Vizepräsidentin des Vogelsang-Instituts, entnommen.)

Edda Egger wurde am 29. Juni 1910 als zweites von insgesamt vier Kindern in Bruck/Mur in die „Welt von gestern“ hineingeboren – ihr Vater war Offizier der k.u.k. Kriegsmarine, Friedrich Ritter von Luschin-Ebengreuth, ihre Mutter Edith, geborene Schreiner, entstammte einer alteingesessenen Grazer Bürgerfamilie. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges lebte das kleine Mädchen im Kriegshafen der k.u.k. Monarchie, in Pula, dann erfolgte die Rückkehr nach Graz. Ab nun sollte diese Stadt ihr ständiger Wohnort bleiben. Die junge Frau besuchte hier die Höhere Lehranstalt für wirtschaftliche Frauenberufe und danach erfolgte in Wien die Ausbildung zur Hauswirtschaftslehrerin. 1933 erwarb sie die Lehrbefähigung als Fachlehrerin für Hauswirtschaftsunterricht an Höheren und Fachschulen. Danach war Edda Egger bis 1945 Lehrerin an der Frauenberufsschule und bildete zusätzlich Gewerbelehrerinnen aus. Am 27. Juli 1938 heiratete sie Hans Egger, der an der Technischen Hochschule Graz Maschinenbau studiert hatte. Beide standen dem neuen Machthaber und seiner Ideologie ablehnend gegenüber – Hans Egger lehnte die Mitgliedschaft in der NSDAP ab, was sich für seine akademische Karriere als hinderlich herausstellen sollte. Erst 1949 wurde ihm der Titel „außerordentlicher Professor“ verliehen. Edda Egger wurde ohne ihr Wissen von ihrer damaligen Dienstvorgesetzten als Parteimitglied angemeldet. Sie trat ua auch deshalb nicht aus der Partei aus, da sie fürchtete, durch einen Austritt die Aufmerksamkeit auf das Ehepaar zu lenken, das sehr zurückgezogen lebte, Gleichgesinnten eine offene Tür anbot und von Freunden, die sich zum Nationalsozialismus bekannten, Abstand nahm. Ihrem Ansuchen um Löschung aus der NS-Registrierung 1947 legte Edda Egger fünf schriftliche Zeugnisse von Persönlichkeiten bei, die auch bereit waren, Edda Eggers antifaschistische Haltung unter Eidesleistung zu bezeugen. In der Nachkriegszeit – sie dürfte mit Berufsverbot bedacht worden sein –, schrieb sie ein Lehrbuch über „Ernährungslehre und Lebensmittelkunde“, das in Hauswirtschaftsschulen Verwendung fand, hielt Radiovorträge oder Kurse hauswirtschaftlichen Inhalts. In diese Zeit fällt auch der Beginn ihres politischen Engagements, dabei galt die steirische Landtagsabgeordnete Frieda Mikola als ihre Mentorin. Bereits 1949 schien Egger als Kandidatin zum Nationalrat auf, 1953 erfolgte ihre Wahl in den Grazer Gemeinderat. Hier war Edda Egger im Ausschuss für Fürsorge, Kultur und Bauten tätig. 1957 zog sie in den Landtag ein. Da Fürsorge in allen Bereichen ihr Schlüsselwort war, wurde sie sehr bald als das „soziale Gewissen“ bezeichnet. Neben ihrer Tätigkeit in der Politik kehrte Edda Egger, fünf Jahre (1960) nach dem Tod ihres Mannes, wieder in den Schuldienst zurück, wurde schließlich (1965) Fachinspektorin des hauswirtschaftlichen Unterrichtes an Frauenberufsschulen in Steiermark, Oberösterreich und Kärnten. Am 3. Juni 1970 erfolgte ihre Angelobung als Bundesrätin, 1977 schied sie schließlich aus der Politik aus. Ihr Bundesratsmandat erhielt Waltraud Klasnic, die spätere erste Frau Landeshauptmann Österreichs. Edda Egger engagierte sich seit Beginn ihrer Politkarriere für die ÖVP Frauen. So leitete sie von 1964 bis 1975 die Österreichische Frauenbewegung (ÖFB) Steiermark. Während dieser Zeit erhöhte sich die Mitgliederzahl von rund 5.000 auf über 14.000. In der Zeit zwischen 1973 und 1974 erfolgte etwa die Gründung von 34 neuen Ortsgruppen und auch die Anzahl der Schulungen für die Frauen nahm zu. Als man schließlich auf der Bundesebene eine Persönlichkeit suchte, die die „ÖFB wie die eigene Westentasche kennt“ nahm es nicht wunder, dass man Edda Egger fragte und sie auch zusagte. Damit trat sie die Nachfolge von Lola Solar an, der niederösterreichischen Grande Dame der ÖVP, die für sie vor allem in Wien Mentorin gewesen war. In der Funktion der Bundesleiterin von 1970 bis 1976 war es Egger besonders wichtig, den damaligen Bundesparteiobmann Karl Schleinzer 1971 davon zu überzeugen, dass die ÖFB eine gleichberechtigte Teilorganisation der ÖVP werden sollte.

Es gelang Edda Egger das, was ihre Vorgängerin erfolglos versucht hat, umzusetzen – am Bundesparteitag in Salzburg 1972 kam es zur gewünschten Eingliederung.[2] Zwei Jahre später hingegen stellte Edda Egger am Bundesparteitag in Linz fest, dass innerhalb der Partei unverhältnismäßig wenige Kandidatinnen zum Zuge gekommen sind und meinte, dass eine „moderne Partei heute auch Frauen unter den Mandatarinnen, und zwar nicht nur als Alibi für die wachsende Zahl alleinstehender oder berufstätiger Frauen“ [3] brauche. Egger stellte daher den Antrag, das Bundesparteiorganstatut dahingehend zu ändern, dass die volle Gleichberechtigung der Frauenbewegung mit den übrigen Teilorganisationen innerhalb der ÖVP hergestellt werde und der Anteil weiblicher Wähler bei den Nominierungen zu gesetzgebenden Körperschaften und Gemeindevertretungen Berücksichtigung finde. Daher empfahl die Bundesrätin, Vertreterinnen der ÖFB an wählbarer Stelle zu platzieren. Am 10. Bundestag der ÖFB in Salzburg 1974 wurden Statuten ausgearbeitet und es erfolgte hier die Wiederwahl von Egger zur Bundesleiterin. In dieser Funktion blieb sie bis 1976. Auf internationaler Ebene folgte Edda Egger wiederum Lola Solar in der Funktion der Vizepräsidentin der Europäischen Frauen Union (1973-1977). Diese Union wurde von Solar mitgegründet und stellt den Zusammenschluss europäischer Politikerinnen christ-demokratischer und konservativer Parteien dar, die sich damals für ein gemeinsames Europa einsetzten. Egger war seit 1976 Mitglied des Proponentenkomitees der Europäischen Union christlich-demokratischer Frauen und seit der Gründungsversammlung in Straßburg 1979 Vizepräsidentin. Darüber hinaus wirkte sie als Mitglied der Weltunion der Christdemokraten (1977-1980). Neben den bereits dargestellten politischen Funktionen bekleidete Edda Egger eine Vielzahl weiterer Funktionen, weshalb ihr auch viele Ehrungen und Auszeichnungen zuteilwurden. Egger wird als Politikerin mit Charme, Klugheit und Konsequenz bezeichnet, als erfolgreiche Vorkämpferin für die soziale, bildungsmäßige und politische Besserstellung der Frau in unserer Gesellschaft. Sie hat ihre Interessen mit Härte und Nachdruck vertreten, so Josef Taus. Alois Mock meinte, dass Edda Egger einfach da war, wenn man sie brauchte.

[1] Dies ist eine Kurzfassung von Anita Ziegerhofer, „Wir haben das uns Mögliche getan“ Streifzüge durch das Leben von Edda Egger (1910-1993), in: Anita Ziegerhofer, Edda Egger (1910-1993). „Wir haben das uns Mögliche getan“, Graz 2015 (Arbeiten zu Recht, Geschichte und Politik in Europa 12), 8-41 mit einem umfangreichen Anmerkungsapparat.