Erwin Altenburger (1903-1984)

Der 1903 in Mautern/Steiermark geborene Altenburger war einer der prominentesten und aktivsten Christgewerkschafter der Zweiten Republik. Nach dem Besuch der Volksschule und Bürgerschule erlernte Erwin Altenburger den Beruf des Schuhmachers, und absolvierte anschließen von 1921 bis 1927 eine kaufmännische Ausbildung in Handelsschulen und kaufmännischen Kursen in Leoben und Salzburg. Es folgten eine volkswirtschaftliche Ausbildung an der Salzburger Hochschule, der Gewerkschaftsschule Königswinter und Schulungskurse im Ausland.


Erwin Altenburger war früh politisch interessiert und engagierte sich bei der Gewerkschaft. Bereits 1923 wurde er Sekretär im Landeskartell der christlichen Gewerkschafter Salzburgs, später Sekretär der Gewerkschaft der christlichen Lederarbeiter, von 1927 bis 1934 war er leitender Sekretär des Zentralverbandes der christlichen Textil- und Heimarbeiter und von 1934 bis 1938 Obmann der Gewerkschaft der Textil- und Bekleidungsarbeiter.


Am 12. März 1938 wurde er verhaftet und in Schutzhaft genommen. Nach seiner baldigen Haftentlassung galt er als “wehrunwürdig“, war in verschiedenen Berufen tätig und schloss sich der von Lois Weinberger gegründeten Widerstandsgruppe an.


1947 wurde er Bundesminister im Bundeskanzleramt ohne Geschäftsbereich und war 1955 einer der zwei „streitbaren Hauptverhandler“ der Großen Koalition für die Sozialgesetze des ASVG. Dennoch galt er als Sachpolitiker mit klarer Verankerung in der Katholischen Soziallehre.


Legendär war sein Dialog in der ÖVP-Bundesparteileitungssitzung vom Dezember 1952. Julius Raab forderte von allen ÖVP- Gewerkschaftsmitgliedern größtmögliche Parteidisziplin ein, und er, Raab, werde nicht dulden, dass der ÖGB von der Regierung losgelöste Politik betreibt. Die Antwort Altenburgers darauf war deutlich:„ (…) ich bin überhaupt ein Gegner davon, dass im Gewerkschaftsbund parteipolitische Propaganda betrieben wird. Egal von welcher Seite. (…)“. (Zit. Protokoll ÖVP-BPL-Sitzung, 12. Dezember 1952; Archiv des Karl von Vogelsang-Instituts) . Aus dieser Einstellung heraus ist auch das gute persönlich Verhältnis Altenburger zum Sozialdemokaten Franz Olah verständlich.

Altenburgers politische Grundausrichtung war die Katholische Soziallehre. Auf seine Initiative hin wurde 1951 die FCG (Fraktion Christlicher Gewerkschafter im ÖGB) gegründet, um den von der SPÖ dominierten Gewerkschaftsbund überparteilicher zu gestalten. Seine bedeutendste – und am längsten ausgeübte – Funktion war jene des ÖGB-Vizepräsidenten von 1948 bis 1975. In diesen fast drei Jahrzehnten und auch als ÖAAB-Obmann nahm er maßgeblichen Einfluss auf Österreichs Sozialpolitik. Gemeinsam mit seinem langjährigen SP-Gegenspieler Anton Benya prägte er die für Österreichs wirtschaftliche Entwicklung so entscheidende Sozialpartnerschaft.

Altenburger wurden zahlreiche staatliche Auszeichnungen, aber auch Ehrungen aus dem katholischen Vereinswesen zuteil. Am 7. Februar 1984 starb Erwin Altenburger. Er wurde am Neustifter Friedhof in Wien bestattet.