Gedenkfeier Dr. Jakob Kastelic

Am Dienstag, 27. September 2022 fand eine Gedenkfeier in Wien-Penzing zu Ehren des im Jahre 1944 hingerichteten Widerstandskämpfers und österreichischen Patrioten Dr. Jakob Kastelic statt. Diese Veranstaltung der ÖVP-Kameradschaft der Politisch Verfolgten wurde in Kooperation mit dem Karl von Vogelsang-Institut organisiert.

Aus Anlass des 125. Geburtstages von Jakob Kastelic gelang es der ÖVP-Kameradschaft einen „Stein der Erinnerung“ mit historischer Würdigung vor dessen ehemaligen Wohnhaus in der Trogergasse 3, 1140 Wien zu initiieren. Mehr als 60 Personen aus Politik und Wissenschaft folgten der Einladung, um bei dieser Gedenkfeier für einen großen Österreicher teilzunehmen.

Mehrere Nationalratsabgeordnete wie Dr. Gudrun Kugler und Mag. Wolfgang Gerstl, der Bezirksvorsteher des 1. Bezirks, Mag. Markus Figl, zahlreiche weitere Spitzenpolitiker der ÖVP waren unter den Besuchern. Ebenso wie Vertreter andere politischer Parteien wie die frühere Vizebürgermeisterin von Wien, Birgit Hebein (Grüne), Vertreter des Verbandes sozialdemokratischer Freiheitskämpfer, der wissenschaftliche Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands, Dr. Gerhard Baumgartner, sowie der Generalsekretär des Zukunftsfonds der Republik Österreich, Prof. Herwig Hösele.

Univ.-Prof. LH a.D. Dr. Franz Schausberger, Präsident des Karl von Vogelsang-Instituts, betonte in seiner Gedenkrede die Bedeutung des Widerstandes gegenüber dem NS-Unrechtregime, im Besonderen den Mut und die Tragik, die im Schicksal von Dr. Jakob Kastelic liegen. Besonders berührend war, dass die beiden Söhne von Jakob Kastelic, Dr. Norbert und Dr. Gerhard Kastelic diese Initiative maßgeblich vorangetrieben und auch an der Veranstaltung selbst teilgenommen haben.

Jakob Kastelic war als christlichsozialer Funktionär der Zwischenkriegszeit und später als Funktionär des Ständestaates alarmiert über den Aufstieg des Nationalsozialismus. Schon bald nach dem „Anschluss“ 1938 suchte er parteiübergreifenden Kontakt zu anderen Oppositionsgruppen.

Im April 1940 gelang es Kastelic Verbindung zu anderen Freiheitsbewegungen aufzunehmen, die ersten Besprechungen fanden in seiner Wohnung statt. Alle Sympathisanten zusammen zählten etwa 240 Mitglieder. Man erschöpfte sich in theoretischen Diskussionen, was man tun könnte und über militärische Aufstandspläne, ohne dass konkrete Aktionen gesetzt wurden. Erste Zusammenkünfte seiner Gruppe fanden bereits ab November 1938 statt. Er nannte seine Organisation „Großösterreichische Freiheitsbewegung“ und war damit wohl die bedeutendste politische Persönlichkeit des österreichischen Widerstands der ersten Zeit. Über die Gruppe Scholz kam ein Spitzel in den Kreis, der Burgschauspieler Otto Hartmann, der immer wieder auf Gewaltaktionen drängte, was von den anderen mit Hinweis auf ihre christliche Gesinnung abgelehnt wurde. Durch den Verrat Hartmanns wurden diese Widerstandsgruppe im Juli 1940 zerschlagen. Ab diesem Zeitpunkt begann für Kastelic ein Leidensweg in zahlreichen Haftanstalten mit schwersten gesundheitlichen Schädigungen, nur seine tiefe Religiosität half ihm diese Torturen zu ertragen.

Jakob Kastelic wurde am 1. März 1944 in einem Volksgerichtsprozess in Wien wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Am 2. August 1944 wurde er nach vierjähriger Kerkerhaft durch das Fallbeil im Wiener Landesgericht hingerichtet.

Vorbildlich fromm, vollends ergeben in Gottes Willen starb er gefasst und gottergeben wie ein Heiliger“ schrieb der katholische Seelsorger im Wiener Landesgericht, Eduard Köck.

Schließlich fand am 27. Oktober 1945 am Penzinger Friedhof unter großer Teilnahme der Bevölkerung die Beerdigung von Dr. Jakob Kastelic in Anwesenheit von Vizebürgermeister Leopold Kunschak, Unterstaatssekretär Dr. Karl Lugmayer und weiterer Persönlichkeiten statt. Vizebürgermeister Leopold Kunschak gedachte des Heldentums und der Heimattreue des Ermordeten. Kunschak appellierte an die Anwesenden, genauso unentwegt für Österreich in seiner jetzigen Notzeit zu wirken, wie Jakob Kastelic für die Befreiung Österreichs.

Dieses Vermächtnis gilt unverändert bis heute.

Franz Schausberger und die beiden Söhne von Jakob Kastelic, Gerhard und Norbert.
Dr. Franz Schausberger hält die Gedenkrede
Mehr als 60 Teilnehmer waren zur Gedenkveranstaltung gekommen.
LH a.D. Univ.-Prof. Dr. Franz Schausberger, NR Dr. Gudrun Kugler, Dr. Gerhard Kastelic, NR Mag. Wolfgang Gerstl, Dr. Norbert Kastelic und BV Mag. Markus Figl.