Staatssekretär a.D. Botschafter Dr. Ludwig Steiner

Steiner wurde 1922 als Sohn des Bäckermeisters und christlichsozialen Gemeinderates, Ludwig Steiner in Innsbruck geboren, wo er auch die Matura an der Handelsakademie absolvierte.
Der „Anschluss“ 1938 an das Deutsche Reich bedeutete für Ludwig Steiner eine tiefe Zäsur. Unmittelbar nach dem Abrüsten vom Reichsarbeitsdienst wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1943 wurde er als Angehöriger der 2. Gebirgs-Division an der Eismeerfront vor Murmansk schwer verwundet. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges schloss er sich der Tiroler Widerstandsbewegung um den späteren Außenminister Karl Gruber an, die auch an der Übernahme der Stadt Innsbruck noch vor dem Eintreffen der amerikanischen Armee bei Kriegsende beteiligt war.
Ab 1945 studierte Ludwig Steiner Volkswirtschaft an der Universität Innsbruck, und schloss dieses Studium 1947 mit dem Doktorat der Wirtschaftswissenschaften ab. Unmittelbar nach Kriegsende wurde er politisch aktiv und war im Mai 1945 Mitbegründer der ÖVP Tirol. Bereits im Frühjahr 1945 war er Sekretär des damaligen Tiroler Landeshauptmanns Karl Gruber und Mitglied des Provisorischen Tiroler Landtages. Von 1946 bis 1948 war er Sekretär des Innsbrucker Bürgermeisters Anton Melzer.
1948 trat er in den diplomatischen Dienst im österreichischen Bundeskanzleramt, Abteilung Auswärtige Angelegenheiten, ein. In weiterer Folge war er von 1949 bis 1951 Botschaftssekretär an der österreichischen Botschaft in Paris. Die Südtiroler Autonomieverhandlungen bedingten 1952 eine Rückkehr nach Innsbruck. Während der Jahre 1953 bis 1958 war Steiner Kabinettchef unter Bundeskanzler Julius Raab.
Als persönlicher Sekretär von Julius Raab war Ludwig Steiner unmittelbar Zeuge der entscheidenden Verhandlungen in Moskau während der Jahre 1954/55. Seinen legendären Status als „Säulenheiliger“ der Österreichischen Volkspartei verdankte Steiner dem Umstand, enger Zeitzeuge beim Erringen des Österreichischen Staatsvertrages gewesen zu sein. Als Staatssekretär im Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten fungierte Ludwig Steiner von 1961 bis 1964. Steiner war Leiter der Botschaft in Sofia (1958–1961) und Botschafter Österreichs in Zypern und Griechenland (1964–1972). Von 1972 bis 1979 bekleidete er den Posten des Politischen Direktors im Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten.
Von 1979 bis 1990 war Ludwig Steiner ÖVP-Abgeordneter zum Nationalrat und zugleich außenpolitischer Sprecher der ÖVP. Ende der 1980er Jahre leitete er die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse zur Draken-, Lucona- und zur Noricum-Affäre.
Von 1979 bis 1991 gehörte Steiner der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PVE) an und war von 1980 bis 1991 Vorsitzender der Politischen Kommission der PVE. Von 1994 an war er auch Vizepräsident des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes. Von 2001 bis 2005 war er Vorsitzender des Österreichischen Versöhnungsfonds zur Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter. Er war von 2002 bis 2005 Mitglied des Management Board der Europäischen Beobachtungsstelle für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Jahrelang wirkte Steiner darüber hinaus als Präsident der Politischen Akademie der ÖVP.
Er starb im Juni 2015 und wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.