Alfons Gorbach


Der 1898 in Imst/Tirol geborene Jurist Alfons Gorbach, im Ersten Weltkrieg schwer verwundet, wurde als entschiedener Gegner des Nationalsozialismus sofort nach dem „Anschluss“ 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet und verbrachte mehr als fünf Jahre in Konzentrationslagern, von wo er als überzeugter Befürworter der Zusammenarbeit aller politischen Lager zurückkehrte. Bereits 1945 war er Listenführer der Österreichischen Volkspartei in Graz, zog nach der ersten Nationalratswahl ins Parlament ein und blieb bis 1961 dessen Dritter Präsident. Ein besonderes Anliegen war Gorbach nach dem Weltkrieg die Aussöhnung aller früheren politischen Gegner und er vertrat konsequent eine Politik, die sich gegen eine weitere Ausgrenzung früherer Nationalsozialisten wandte.


Im Jahre 1960 wurde er zum Bundesparteiobmann der ÖVP gewählt und blieb es bis 1963. Von 1961 bis 1964 amtierte Gorbach als Bundeskanzler im Schatten Raabs, der zwar als Kanzler zurückgetreten war, aber immer noch nachhaltigen Einfluss auf die Politik ausübte. Eigenständige politische Akzente setzte Gorbach mit der Heranziehung von Politikern aus den Bundesländern, wie Josef Klaus oder Karl Schleinzer. Inhaltlich initiierte Gorbach mit dem Klagenfurter Programm eine Neuausrichtung der Partei. 1965 war Gorbach der ÖVP-Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl, unterlag aber knapp gegen Franz Jonas. Ende Juli 1972 verstarb Alfons Gorbach in Graz.