Hildegard Burjan wurde 1883 in Görlitz an der Neisse als zweite Tochter einer jüdisch-liberalen Kaufmannsfamilie geboren. Sie studierte in der Schweiz Philosophie, wo sie 1908 zum Dr. phil. promovierte. 1907 heiratete sie den ungarischen Industriellen Alexander Burjan, mit dem sie eine Tochter hatte. Nach der Genesung von einer lebensbedrohlichen Erkrankung konvertierte sie zum katholischen Glauben und begann ihr umfangreiches soziales Engagement. 1912 gründete sie den „Verein der christlichen Heimarbeiterinnen“, setzte sich gegen Kinderarbeit ein und engagierte sich für die Rechte der Frauen. Die Christlichsoziale Partei entsandte sie 1918 in den provisorischen Wiener Gemeinderat. Vor allem dank der Unterstützung Ignaz Seipels erhielt sie bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung im Februar 1919 ein sicheres Mandat. Sie war die erste weibliche Abgeordnete der Christlichsozialen Partei und zählte zu den ersten Frauen im österreichischen Parlament nach den Wahlen 1919, als erstmals Frauen das uneingeschränkte aktive und passive Wahlrecht hatten. Ihre Tätigkeit als Abgeordnete war von ihrem großen sozialen Engagement für die Randgruppen der Gesellschaft und die Rechte der Frauen bestimmt. Sie trug maßgeblichen Anteil an der Verabschiedung des „Hausgehilfinnengesetzes“, durch das für diesen Berufsstand erstmal gesetzliche Arbeits- und Lohnbedingungen geschaffen wurden. Nach ihrem Ausscheiden aus dem Parlament im November 1920 konzentrierte sie sich wieder voll auf ihre sozialen Tätigkeiten. Schon 1918 hatte sie den Verein „Soziale Hilfe“ ins Leben gerufen; im Oktober 1919 gründete sie die apostolische Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“, die sich vor allem für die Jugend- und Gefährdetenfürsorge einsetzte.

1924 gründete Hildegard Brujan das erste Mutter-Kind-Heim für ledige Frauen in Wien. Sie blieb mit Bundeskanzler Ignaz Seipel eng verbunden und initiierte nach dessen Tod 1932 den Bau einer seinem Andenken gewidmeten Gedächtniskirche, der heutigen Christkönigskirche im 15. Wiener Gemeindebezirk, die nunmehr Teil der neu strukturierten Hildegard Brujan Pfarre ist.

1933 verstarb Hildegard Brujan, erst fünfzigjährig, an den Folgen eines Nierenleidens. Im Jänner 2012 wurde sie im Wiener Stephansdom seliggesprochen, nachdem Papst Benedikt XVI. im Jahr davor das entsprechende Dekret der Seligsprechungskongregation zustimmend bestätigt hatte.