1901 – 1974
Der in Bruneck/Südtirol geborene Felix Hurdes studierte Jus an der Wiener Universität und legte im Anschluss daran 1931 die Rechtsanwaltsprüfung ab. Er führte von 1933 bis 1938 eine eigene Kanzlei in Klagenfurt. Hurdes engagierte sich frühzeitig als Klagenfurter Stadtrat und Landesrat in der Christlichsozialen Partei Kärntens und wurde im März 1938 von den Nationalsozialisten verhaftet. Nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau 1939 knüpfte er Kontakte zu Widerstandsgruppen, denen auch frühere politische Gegner angehörten, ehe er 1944 neuerlich ins KZ Mauthausen kam. Mit Beginn des Jahres 1945 wurde Felix Hurdes durch die Gestapo in das Wiener Landesgericht überstellt, wo er zusammen mit Leopold Figl, Lois Weinberger und Hans Pernter bis zum 6. April 1945 festgehalten wurde. In den Gestapo-Akten ist ausdrücklich vermerkt, dass Hurdes in Verbindung mit Versuchen zur Wiedererrichtung Österreichs festgenommen wurde.
Noch in den Apriltagen 1945 war Hurdes einer der Mitbegründer der Österreichischen Volkspartei. Als Generalsekretär der ÖVP bis 1951 gelang ihm ein rascher organisatorischer Ausbau der Partei. Hurdes war Unterrichtsminister von 1945 bis 1952, 1945 bis 1966 Abgeordneter zum Nationalrat, 1953 bis 1959 1. Präsident des Nationalrates und Obmann des ÖVP-Parlamentsklubs 1959 bis 1966.
Neben seinem Betonen eines eigenständigen kulturellen Stellenwertes Österreichs galt sein politisches Engagement vor allem dem europäischen Zusammenschluss christdemokratischer Parteien, so war Hurdes jahrelang Vizepräsident der NEI (Nouvelles Equipes Internationales).
In der unmittelbaren Nachkriegszeit war Felix Hurdes der aktivste ÖVP-Politiker in den NEI. Widerstand und KZ-Erfahrung waren prägende Motive seiner Europagedanken gewesen. Als überzeugter Katholik empfand er die strikte Trennung des Abendlandes in nationale Zonen als Skandal. Die Hauptaufgaben der NEI sah er in regelmäßigem Kontakt zwischen Christdemokraten verschiedener Länder, Diskussion und Erfahrungsaustausch, wobei in Ablehnung eines „schrankenlosen Individualismus und des unpersönlichen, allmächtigen Kollektivismus“ die Idee eines „lebendigen europäischen Solidarismus“ verkörpert durch einen Mittelweg zwischen Kapitalismus und Sozialismus vorschwebte. Im Marshallplan sah Hurdes eine notwendige materielle Grundlage einer besseren Zukunft, doch mit wirtschaftlichen Hilfsmaßnahmen alleine könne das Werk Europa nicht geschaffen werden: „Mindestens ebenso wichtig ist eine Zusammenfassung der geistigen und kulturellen Aufbaukräfte Europas, eine zeitgemäße Erneuerung abendländischer „Seinbegriffe“ und Lebensnormen. Es wird zu erweisen sein, dass Europa immer noch eine kulturelle Einheit darstellt und damit anderen Kontinenten etwas entgegenzusetzen hat, das mit Macht alleine nicht aufgewogen werden kann“.
zum Veranstaltungsbericht: Felix Hurdes. Seine Bedeutung für die Christdemokratie und die Geistesgeschichte in Österreich
